Altkleider recyclen? – so kann es rund laufen

Thema Kleidung und Faserkreislauf – was ist optimal, um möglichst nachhaltig zu sein? Kleidung, die fair produziert, lange im Einsatz und dann wiederverwertbar ist. Hier gibt es interessante Konzepte. So arbeitet der textile Mietdienstleister DBL Merk nach einem Pilotprojekt mit TURNS® faserkreislauf zusammen. Was steckt dahinter? 


Rund 12,6 Millionen Tonnen Alttextilien fallen jedes Jahr alleine in der Europäischen Union an. Ein Großteil wird als Müll verbrannt oder als Second-Hand-Ware in Drittländer exportiert, wo die Altkleider oft auf Deponien landen. Alles nicht gut für die Umwelt. Hier setzt der TURNS® faserkreislauf* an. Dieser sammelt Alttextilien und führt jede Faser wieder einer optimalen Verwendung zu. Für diese Kreislaufwirtschaft arbeitet das 2023 von Katja Wagner und Angelique Thummerer gegründete Unternehmen, die TURNS GmbH, mit Teilnehmern der textilen Lieferkette zusammen – unter anderem mit DBL Merk Textil-Mietdienste GmbH & Co. KG, das zum bundesweit agierenden DBL Verbund gehört. Wie sieht eine solche Zusammenarbeit in der Praxis aus? Im Interview mit Katja Wagner, Co-Gründerin der TURNS GmbH, und Jürgen Singer, Produktionsleiter bei DBL Merk. 

Frau Wagner, was ist das Konzept von TURNS® faserkreislauf? 

Wir möchten Teilnehmer der textilen Lieferkette zusammenbringen, um die Verbrennung von Altkleidern zu reduzieren. Dazu nehmen wir ausrangierte Textilien von Großwäschereien aber auch von Kommunen oder Mode- und Industrieunternehmen an, um ihnen ein weiteres Leben zu ermöglichen. Denn die Fasern vieler Textilien sind lang genug, um mehrmals zu Garn versponnen zu werden. Hier entwickeln wir mit dem TURNS® faserkreislauf einen entsprechenden Prozess. Dazu liefen zahlreiche Pilotprojekte – mit den bislang zur Verfügung gestellten Tonnen Altkleidern haben wir getestet, was geht und was nicht geht. Dabei zeigte sich auch die oft sehr unterschiedliche Qualität der Kleidung und wie viele Mengen in welcher Kontinuität anfallen.  

Herr Singer, wie wurden Sie als textilen Mietdienstleister auf das Unternehmen TURNS® faserkreislauf aufmerksam?  

Das war 2023 im Rahmen einer Betriebsführung der Wirtschaftsjunioren Fürth. Es war also reiner Zufall – bis dato wussten wir nichts von der Firma TURNS. Doch uns gefiel sofort deren Konzept – sprich Tonnen von Altkleidern im Jahr nicht thermisch zu verwerten, sondern daraus wieder neue Kleidung zu machen! Also starteten wir ein Pilotprojekt, dass bis Ende 2023 lief – und sind auch 2024 ein Teil des TURNS® faserkreislauf.  

Wie läuft die Zusammenarbeit in der Praxis konkret ab? 

Als Mietdienstleister stellen wir für unsere Kunden qualitativ hochwertige Berufskleidung bereit – dieses Konzept im Mietservice ist schon nachhaltig, da die Kleidung durch unsere professionelle Pflege und Reparatur lange im Einsatz ist. Dennoch ist auch diese irgendwann verschlissen, wird aus dem Mietkreislauf genommen. Normalerweise wird dann alles thermisch verwertet, also verbrannt. Nun aber sammeln wir alte, ausnahmslos ausrangierte Kleidung und stellen sie der Firma TURNS in Gitterwagen zur Verfügung. Im Rahmen des Pilotprojektes holte Turns diese alte Kleidung ab und brachte die leeren Gitterwagen zurück. Die Zusammenarbeit klappte bislang sehr reibungslos. 

Frau Wagner, warum macht die Zusammenarbeit mit einem textilen Mietdienstleister wie DBL Merk Sinn?  

Zum einen, weil wir so eine gewisse Menge Altkleider erhalten – auch wenn diese zuvor lange im Einsatz waren. Das bringt Kontinuität in den Prozess. Vor allem aber spricht für die Zusammenarbeit die sehr hohe Qualität der im Mietservice eingesetzten Kleidung. Ebenso wie sie zuvor gepflegt, wie mit ihr umgegangen wurde. Es ist schon ein Unterschied, ob wir Kleidung eines namhaften Herstellers hochwertiger Berufskleidung verwerten oder Shirts einen Fast-Fashion-Produzenten. Qualität, Waschparameter bei der wenig Chemie im Einsatz ist, – hier war uns zu Anfang gar nicht bewusst, welch einen extremen Unterschied das macht. Denn umso besser sind dann die Fasern der Kleidung erhalten. Das ist ein Pluspunkt für unser Vorhaben der Zweitverwertung.  

Herr Singer, wo sehen Sie die Vorteile für DBL Merk? 

So konnten schon viele Tonnen unserer ausrangierten Berufsbekleidung einer Wiederverwertung zugeführt werden! Bei dem Pilotprojekt wurde zunächst auch ein kleiner Teil an Kosten gespart, die bei der thermischen Verwertung anfallen würden. Auch für die Zukunft haben wir uns für eine Teilnahme am TURNS® Faserkreislauf entschieden und sind bereit hier unseren Beitrag zu leisten. Denn der weitaus größere Vorteil ist ja, dass die Verbrennung von Kleidung reduziert wird – das ist nachhaltiger und gut für die Umwelt. Schließlich hat unsere Berufskleidung einen großen Anteil an Baumwolle. Diese wird angebaut, geerntet und verarbeitet – das verbraucht jede Menge Ressourcen. Wenn ein solches Kleidungsstück, egal ob im großen Stil wie bei uns im Mietservice oder auch im privaten Gebrauch heute nicht mehr gefällt oder defekt ist, wird es entsorgt. Bestenfalls wird es noch mal als Second Hand getragen. Jedes Teil, das nicht verbrannt sondern weiterverarbeitet wird, zählt. Und dafür steht ja der TURNS® faserkreislauf. Das überzeugt uns. Zu diesem Prozess und zur Entwicklung einer solchen Technologie möchten wir etwas beitragen. 

Frau Wagner, was ist bislang Ihr Resümee – und was wünschen Sie sich für die Zukunft?   

In Deutschland ist der TURNS® faserkreislauf bislang ein Vorreiter, da wir im wirtschaftlichen Kontext versuchen, das Recycling voranzubringen. Und das mit verschiedenen an der textilen Lieferkette beteiligten Akteuren. Es ist ein gemeinsamer Lernprozess. Mein Wunsch für die Zukunft? Uns sollte sehr bewusst sein, dass wir mit unserer Altkleidung auf einem super wertvollen Rohstoff sitzen. Und es gilt sorgfältig zu überlegen, wie wir diesen Rohstoff bestmöglich nutzen, bevor wir die Umwelt weiter durch immensen wasserintensiven Baumwollanbau schädigen oder durch den Einsatz von Polyester weiter die klimaschädliche Erdölproduktion fördern. Aktuell wird dieser kostbare Rohstoff einfach in großen Mengen verbrannt. Das kann nicht die Zukunft sein. Es muss andere Möglichkeiten geben – und daran möchten wir mit unseren Kooperationspartnern zusammenarbeiten. 

*Das Projekt TURNS® faserkreislauf wird im Rahmen des EXIST-Programms durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz und den Europäischen Sozial­fonds gefördert. Mehr Infos zum Projekt: https://faserkreislauf.turns.de/wie 


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